| Veranstaltung: | Kreismitgliederversammlung 26.04.2021 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | TOP 5 Änderungsanträge zum Bundestagswahlprogramm |
| Antragsteller*in: | Roni Tunç |
| Status: | Eingereicht (ungeprüft) |
| Angelegt: | 26.04.2021, 13:18 |
B3-511-1: Kapitel 3: Solidarität sichern - Zeilen 511-525: Verbesserung der psychischen Versorgung
Antragstext
Kapitel 3: Solidarität sicher, Seiten 11-12, Zeilen 511-525
Original:
Starke Prävention und angemessene Versorgung – für beides wollen wir die Weichen
stellen, denn psychische Gesundheit ist Fundament für Lebensqualität und soziale
Teilhabe. Es ist nicht zumutbar, dass viele Menschen in einer psychischen Krise
monatelang auf therapeutische Hilfe warten müssen. Wer eine psychische
Erkrankung hat, braucht schnelle und leicht zugängliche Hilfen, damit das Leid
sich nicht verschlimmert. Wir wollen deshalb ambulante Psychotherapieplätze
durch mehr Kassenzulassungen von Psychotherapeut*innen schaffen. Es braucht eine
gemeindenahe und personenzentrierte Versorgung und eine verbesserte
sektorübergreifende Zusammenarbeit. Dabei müssen auch die Besonderheiten der
Versorgung von Kindern und Jugendlichen sowie von Frauen, die von Gewalt
betroffen sind, berücksichtigt werden. Hilfsangebote zwischen ambulanter und
stationärer Behandlung müssen flexibler werden und die verschiedenen
Berufsgruppen im Team eine miteinander abgestimmte Behandlung übernehmen können.
Bei der unzureichenden Reform der Psychotherapie-Ausbildung muss nachgebessert
werden, sodass angehende Psychotherapeut*innen endlich unter guten Bedingungen
ausgebildet werden.
ÄA:
Starke Prävention und angemessene Versorgung – für beides wollen wir die Weichen
stellen, denn psychische Gesundheit ist Fundament für Lebensqualität und soziale
Teilhabe. Das Thema der psychischen Gesundheit ist hoch relevant. Ca. ein
Viertel aller Erwachsenen weisen mindestens einmal im Leben eine psychische
Störung auf. In Europa verursachen Depressionen einen höheren Verlust an
Lebensjahren als alle anderen medizinischen Krankheiten & Störungen. Der
Volkswirtschaftliche Verlust durch Produktionsausfall aufgrund von psychischen
Störungen liegt bei 14,4 Mrd. € in Deutschland. Außerdem ist das
durchschnittliche Alter der ersten psychischen Störung ist in den vergangenen
Jahrzehnten stetig gesunken. Jüngere Generation sind zudem häufiger von
psychischen Störungen betroffen. Dennoch weist die Adjustierung der Versorgung
in Deutschland massive Mängel auf. Personen sind laut BAuA (2019) gezwungen im
Durchschnitt 4-9 Monate auf einen Therapieplatz zu warten. Zu Zeiten von Corona
hat sich dieses Defizit erheblich ausgeweitet. Wer eine psychische Erkrankung
hat, braucht schnelle und leicht zugängliche Hilfen, damit das Leid sich nicht
verschlimmert und Störungen nicht chronifizieren, also nicht langwierig und
schwer behandelbar werden. Wir wollen deshalb ambulante Psychotherapieplätze
durch mehr Kassenzulassungen von Psychotherapeut*innen schaffen. Zudem setzten
wir uns für ein verpflichtendes Service-Ranking der Krankenkassen in Bezug auf
die psychische Versorgung ein und unterstützen somit den Vorschlag der
Bundestherapeutenkammer (BPtK) das Vertrags- und Bewilligungsverhalten der
Kassen regelmäßig durch unabhängige Versichertenbefragungen zu überprüfen. Die
Erfahrungen der Versicherten sollen gebündelt und allgemeinverständlich allen
Versicherten zur Verfügung gestellt werden. Es braucht eine gemeindenahe und
personenzentrierte Versorgung und eine verbesserte sektorübergreifende
Zusammenarbeit. Dabei müssen auch die Besonderheiten der Versorgung von Kindern
und Jugendlichen sowie von Frauen, die von Gewalt betroffen sind, berücksichtigt
werden. Hilfsangebote zwischen ambulanter und stationärer Behandlung müssen
flexibler werden und die verschiedenen Berufsgruppen im Team eine miteinander
abgestimmte Behandlung übernehmen können. Bei der unzureichenden Reform der
Psychotherapie-Ausbildung muss nachgebessert werden, sodass angehende
Psychotherapeut*innen endlich unter guten Bedingungen ausgebildet werden.
Begründung
Das Thema der psychischen Gesundheit ist hoch-relevant. Ca. ein Viertel aller Erwachsenen weisen mindestens einmal im Leben eine psychische Störung auf. In Europa verursachen Depressionen einen höheren Verlust an Lebensjahren, als alle anderen medizinischen Krankheiten & Störungen. Der Volkswirtschaftliche Verlust durch Produktionsausfall aufgrund von psychischen Störungen liegt bei 14,4 Mrd. € in Deutschland. Außerdem ist das durchschnittliche Alter der ersten psychischen Störung ist in den vergangenen Jahrzehnte stetig gesunken. Jüngere Generation sind zudem häufiger von psychischen Störungen betroffen. Dennoch weist die Adjustierung der Versorgung in Deutschland massive Mängel auf. Personen sind laut BAuA (2019) gezwungen im Durschschnitt 4-9 Monate auf einen Therapieplatz zu warten. Zu Zeiten von Corona hat sich dieses Defizit erheblich ausgeweitet. Die Erhöhung der Kassensitze kann eine Verkürzung der Wartezeiten auf einen Therapieplatz bewirken. Diese ist daher so hoch, weil es schlicht weg zu wenig PsychotherapeutInnen mit Kassensitz gibt. In diesem Punkt sind sich Politik, Psychotherapeutenkammer und das GBA (Gemeinsamer Budnesausschuss) einig. Der GBA ist ua. für die Bedarfsanpassung der Kassensitze für PsychotherapeutInnen verantwortlich. In einem GBA Bericht (2019) wurde eine Notwendigkeit von 2413 neuen Kassensitzen für PsychotherapeutInnen postuliert. Davon wurden lediglich 776 tatsächlich kreiert. Grund dafür ist vermutlich, dass seitens Krankenversicherungen die Sorge einer Kostenexplosion besteht. Versicherungsvertreter sitzen im Ausschuss des GBA und haben ein Stimmrecht. Vor dem Hintergrund, dass Versicherungen in Deutschland in Konkurrenz miteinander stehen und ihre Kosten möglichst gering halten müssen, wird die Rational ersichtlich. Hier kann die Politik "nachhelfen" indem sie ein verpflichtendes Service-Ranking der Krankenkassen in Bezug auf die psychische Versorgung einführt. Der Vorschlag der Bundespsychotherapeutenkammer lautet hier "Die BPtK fordert deshalb, das Vertrags- und Bewilligungsverhalten der Kassen regelmäßig durch unabhängige Versichertenbefragungen zu überprüfen. Die Erfahrungen der Versicherten sollen gebündelt und allgemeinverständlich allen Versicherten zur Verfügung gestellt werden. Ein solches Service-Ranking würde den Versicherten helfen, die für sie richtige Krankenkasse zu finden." (https://www.bptk.de/krankenkassen-zu-einem-service-ranking-verpflichten/)